Telemedizin und Digitalisierung im Gesundheitswesen: Einblicke aus Frankreich und Chancen für D/A/CH

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Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet weltweit voran, doch wenige Länder haben dabei so große Fortschritte gemacht wie Frankreich. Die Einführung der Telemedizin-Funktionalitäten und die systematische Nutzung telemedizinischer Lösungen bieten nicht nur den französischen Bürgern, sondern auch Europa wertvolle Lektionen. Dieser Artikel beleuchtet, wie Frankreichs Erfahrungen im Bereich Telemedizin relevante Chancen für die D/A/CH-Region eröffnen.

Innovation und Fortschritt: Frankreichs wegweisende Rolle in der Telemedizin

Die letzten Jahre haben Frankreich im Bereich der Telemedizin stark vorangebracht. Seit der Einführung von telemedizinischen Konsultationen als reguläre Praxis im Gesundheitswesen im Jahr 2018 hat sich das Land als Vorreiter etabliert. Diese Entwicklung fällt mit der Digitalisierung als wichtigem Bestandteil der nationalen Gesundheitsstrategie zusammen—ein Trend, der maßgeblich durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt wurde. Der französische digitale Gesundheitsmarkt verzeichnete 2024 einen bemerkenswerten Wert von etwa 6,6 Milliarden US-Dollar. Dieses Wachstum wird durch strategische Initiativen wie das Ségur de la santé vorangetrieben, welches umfassende Investitionen in die Digitalisierung der Infrastruktur vorsieht.

Ein bemerkenswert innovativer Ansatz zur Förderung der Telemedizin sind die sogenannten „Cabines de télémédecine“. Diese Kabinen sind mit moderner Technik ausgestattet und ermöglichen es Patienten in ländlichen Gebieten, sich mit Ärzten per Video zu verbinden. Unter der Anleitung medizinischer Fachkräfte können sie eigenständig Untersuchungen durchführen. Dies erfolgt oftmals mit der Unterstützung von vor Ort tätigen Apothekern oder ehrenamtlichen Helfern.

Der Anstieg der telemedizinischen Konsultationen während der Pandemie veranschaulicht die Akzeptanz und den Nutzen dieser Praktiken. Im Jahr 2020 wurden in Frankreich 19 Millionen telemedizinische Konsultationen durchgeführt, was allerdings im Jahr darauf, nach der Einführung einer Zuzahlung, auf elf Millionen sank. Diese Entwicklungen betonen die Wichtigkeit der finanziellen Rahmenbedingungen bei der Anwendung neuer Technologien.

Für die DACH-Region stellt das französische Modell ein ideales Beispiel dar. Es zeigt, dass Technik und politischer Wille in der Lage sind, Versorgungsprobleme insbesondere in unterversorgten Gebieten zu lösen. Die Erfolgsfaktoren liegen in der Niedrigschwelligkeit und der einfachen Integration in vorhandene Infrastrukturen. Hier gilt es, übertragbare Ansätze zu entwickeln, um ähnliche Herausforderungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich anzugehen, wo ähnliche Versorgungsengpässe in ländlichen Gebieten bestehen.

Innovative Telemedizin in Frankreich: Von Diagnosekabinen zu Versorgungslösungen

Frankreich hat in der Digitalisierung des Gesundheitswesens einen bedeutenden Schritt nach vorne gemacht, der besonders für ländliche und strukturschwache Regionen von großer Bedeutung ist. Ein herausragendes Beispiel dafür sind die sogenannten robotisierten Diagnosekabinen. Diese Hightech-Boxen sind ausgestattet mit einer Vielzahl medizinischer Instrumente, die es den Patienten erleichtern, medizinische Grunduntersuchungen selbst durchzuführen. Dabei stehen sie in direkter Videoverbindung mit einem Arzt, der die gesammelten Daten auswertet und sofortige Rückmeldungen geben kann. Dieses System ist besonders in abgelegenen Gegenden hilfreich, wo ein herkömmlicher Arztbesuch oft schwierig ist. Es erlaubt eine schnelle Erstversorgung, insbesondere bei akuten Beschwerden oder zur Überwachung chronischer Erkrankungen.

Ein weiteres bemerkenswertes Modell sind die telemedizinischen Praxen auf Bahnhöfen. Diese Einrichtungen, die gezielt in unterversorgten Regionen eingerichtet werden, bieten Patienten die Möglichkeit, ohne vorherigen Termin eine ärztliche Video-Beratung in Anspruch zu nehmen. Vor Ort unterstützendes medizinisches Personal sorgt dafür, dass alle technischen Hilfsmittel optimal genutzt werden können. So wird die Erreichbarkeit medizinischer Versorgung verbessert und klassische Arztpraxen werden entlastet.

Seit 2009 bildet das Gesetz die Grundlage für die Telemedizin in Frankreich, und die Weiterentwicklungen sind bis heute erheblich. Mit Maßnahmen wie der Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung und dem Ausbau der Telemedizin bis 2026 zeigt Frankreich, dass Telemedizin nicht nur technisch machbar, sondern auch gesellschaftlich und medizinisch sinnvoll integriert werden kann.

Diese Erfahrungen eröffnen auch für die D/A/CH-Region neue Perspektiven. Durch die Anwendung ähnlicher Modelle könnten Versorgungslücken in ländlichen Gebieten geschlossen und die medizinische Erreichbarkeit erhöht werden. Frankreich zeigt, dass Telemedizin nicht nur eine Zukunftsvision ist, sondern eine aktuelle Lösung bietet, die sorgfältig in bestehende Versorgungssysteme integriert werden kann.

Telemedizin: Innovative Technik und Regulierung im Gesundheitswesen

Die Telemedizin ist ein äußerst vielseitiges Feld, das zahlreiche technologische Innovationen und Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung mit sich bringt. In Deutschland hat die technische Vielfalt der Telemedizin beachtenswerte Fortschritte gemacht. Verschiedene Formate, wie Videosprechstunden, Telekonsilien oder Telemonitoring-Systeme, etablieren sich zunehmend. Videosprechstunden ermöglichen den direkten Austausch zwischen Patient und Arzt, während Telekonsilien die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern, etwa in der Teleradiologie. Telemonitoring-Systeme gestatten die dauerhafte Überwachung chronisch kranker Patienten, wobei Messwerte wie EKG oder Blutdruck automatisch an behandelnde Ärzte übermittelt werden.

Doch auch die regulatorischen Rahmenbedingungen sind entscheidend. Seit 2018 ist die Fernbehandlung in Deutschland offiziell gestattet. Allerdings gestaltet sich die Umsetzung, bedingt durch die unterschiedlichen Ärztekammern der Bundesländer, komplex. Diese föderale Struktur erschwert eine einheitliche Flächendeckung der Telemedizin. Darüber hinaus existiert ein technisches Integrationsdefizit: Die elektronische Patientenakte ist noch nicht optimal mit den Plattformen für Videosprechstunden verknüpft, was die Effizienz der digitalen Sprechstunden behindert.

In der Praxis allerdings werden telemedizinische Modellprojekte gefördert, finanziert durch einen Innovationsfonds. Beispiele wie das TUM-Projekt in Traunstein oder das Telemonitoring-Programm für Herzinsuffizienz zeigen das Potenzial der Technologie: Patienten werden besser versorgt, und unnötige Krankenhausaufenthalte können reduziert werden. Trotzdem bleiben Herausforderungen bei der Überführung dieser Projekte in die reguläre Versorgung bestehen.

Die Telematikinfrastruktur unterstützt die sichere Übermittlung von Daten und die Einführung elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Rezepte. Doch um das volle Potenzial der Telemedizin auszuschöpfen, sind eine bessere Integration bestehender Infrastrukturen und eine Vereinheitlichung der Regelungsstandards notwendig. Nur durch kooperative Ansätze und technisch-regulatorische Synergien kann die Telemedizin flächendeckend etabliert und die Versorgung systematisch verbessert werden.

Europäische Telemedizin: Ein Blick auf Wachstumschancen und Technologische Innovationen

Der europäische Markt für Telemedizin und digitale Gesundheit befindet sich in einer Phase des rasanten Wachstums, maßgeblich gefördert durch die COVID-19-Pandemie, die als Katalysator für die Einführung und Akzeptanz digitaler Gesundheitslösungen diente. Nach aktuellen Prognosen wird der Wert des europäischen digitalen Gesundheitsmarktes bis 2025 auf beeindruckende 232 Milliarden Euro ansteigen. Besonders Deutschland nimmt eine führende Rolle ein und wird voraussichtlich ein Marktvolumen von 57 Milliarden Euro erreichen.

Ein wesentlicher Wachstumstreiber sind technologische Innovationen. Die Integration von künstlicher Intelligenz, Nanotechnologie und Robotik transformiert die Art und Weise, wie medizinische Dienstleistungen erbracht werden. Ein bemerkenswerter Trend ist die Verschiebung hin zur „4P-Medizin“: prädiktiv, präventiv, personalisiert und partizipativ. Diese Entwicklung ermöglicht es Herstellern, Geräte mit intelligenten Sensoren auszustatten, die im Internet of Medical Things (IoMT) vernetzt sind. Dies steht im Einklang mit der steigenden Nachfrage nach Echtzeit-Überwachungs- und Diagnosetools, die durch verbesserte 5G-Netzwerke und innovative Ansätze, wie Digital Twins, unterstützt werden.

Besonders das Homecare-Segment erfährt derzeit ein starkes Wachstum, da telemedizinische Lösungen erhebliche Kosteneinsparungen in der Gesundheitsversorgung ermöglichen. Patienten bevorzugen zunehmend Telehealth-Optionen, die ihnen ermöglichen, von zu Hause aus mit Fachärzten zu kommunizieren, während Wearable Devices und mobile Gesundheits-Apps personalisierte und proaktive Gesundheitsvorsorge ermöglichen.

Der europäische Markt präsentiert sich auch stark fragmentiert, mit großen Technologiekonzernen und spezialisierten Anbietern, die um Marktanteile kämpfen. Diese Dynamik wird durch Fusionen und Übernahmen beschleunigt, wie etwa die Expansion von Hims & Hers Health durch die Übernahme von ZAVA. Unterstützende staatliche Richtlinien und die hohe Prävalenz chronischer Krankheiten fördern das Wachstum weiter und führen dazu, dass Europa in den kommenden Jahren weiterhin eine führende Rolle im globalen Telemedizin-Markt spielen wird.

Schlussgedanken

Frankreichs Fortschritte in der Telemedizin bieten wertvolle Einblicke in die digitale Transformation des Gesundheitswesens. Für die D/A/CH-Region besteht eine bedeutende Chance, von diesen Erfahrungen zu profitieren und ähnliche Innovationen zu integrieren. Durch die strategische Implementierung können Gesundheitsversorgungsdefizite reduziert und technologische Standards erhöht werden, und zwar in einer Weise, die den gesamten europäischen Gesundheitsmarkt voranbringt.

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